Ende Juli waren Stefan und ich aufgebrochen, um uns ein paar weitere Sporen in der alpinen Kletterei zu verdienen. Nachdem wir voller Stolz erst die Touren "Sagitarious" und "Motörhead" am Grimsel in den Urner Alpen / Schweiz bewältigt hatten, flohen wir vor Regen und Gewitter auf die Ravensburger Hütte im Lechquellgebirge / Österreich, von wo aus wir die Nordkante der Roggalspitze in Angriff nehmen wollten.

Einen ganzen Tag ohne Kletterei hinter uns - erst im Auto und später auf dem MTB hoch zur Hütte -, mussten wir vor Einbruch der Dunkelheit wenigstens noch einmal den Kalk vor Ort vorfühlen und begaben uns an den direkt neben der Hütte gelegenen Klettergarten. Angelockt vom Geklimmper unserer Expressen sowie der für alle Nicht-Kletterer immer beeindruckend wirkenden weiteren Ausrüstung wie Seil, Gurt und Helm folgten uns ein paar Kinder, die mit ihren Eltern auf der (platzmäßig wirklich großzügigen) Hütte Station machten. Nicht weit vom Klettergarten entfernt nahmen sie Platz auf einem Fels und beobachteten unser Treiben mit großer Aufmerksamkeit, begleitet von unüberhörbaren Kommentaren.
Stefan war keine fünf Minuten am Fels, da begannen sich die Kinder zu fragen, warum wohl nur einer von uns klettern war. Es dauerte nicht lange, bis ihnen der Grund klar wurde. Der, der da unten stand, konnte nichts anderes als eine Angsthase sein. Dieses Urteil war natürlich schlichtweg falsch! Im Gegenteil, es gehört viel Mut (oder war es Leichtsinn?!) dazu, sich trotz schlechter Ausrüstung jeder Herausforderung zu stellen (z.B. mit abgelaufenen Sneakers in Geröll- oder Schneefeldern abzusteigen....). Aber das konnten die Kinder ja nicht wissen, und selbst wenn, es hielt sie alles nicht davon ab, diese Erkenntnis ihrer gesamten Umgebung in der für heitere Kinder so typischen Lautstärke mitzuteilen.
Nicht nur die Kinder waren gut drauf, auch Stefan war mehr als amüsiert. So kam es also, dass ich trotz meiner stattlichen Körpergröße von 1,98m und einer einem Bären gleichen mentalen Stärke in unserer Seilschaft heute nur noch als Angsthase bekannt bin. Und weil dieser Vorfall längst nicht das einzig Lustige ist, sondern unsere Touren und Kletter-Abenteuer einfach insgesamt toll sind, haben wir beschlossen, die gesamte Welt ab jetzt daran Teil haben zu lassen!
Ach ja, der "Dr." im Blog-Titel ist der Bescheidenheit Stefans geschuldet, der mich bei jedem unserer Ausflüge mindestens einmal pro halbe Stunde über die Vorzüge seines akademischen Titels, sein im Betrag höher als alle von uns je erklommenen Gipfel (zusammen...) liegendes Gehalt sowie seiner bisherigen und natürlich noch anstehenden Verdienste für seinen Arbeitgeber informiert. Als vergleichsweise minderbemittelter PR-Berater hört man so etwas natürlich gerne.
Zum Glück gibt es in diesem Universum ausgleichende Gerechtigkeit und deshalb zeigt sich Dr. Jenewein häufig sehr großzügig und wird die psychische Belastung eines Spitznamens wie Angsthase durch ein hart erarbeitetes "Hut ab, .... hätt' ich nicht gedacht!" aufgelöst. Also: Kalk, Granit und Basalt bricht, aber unsere Seilschaft nicht. Ich bin schon jetzt auf unsere nächsten Touren gespannt.
It's good that the team is ok. I love this type of sport.
AntwortenLöschenAch ja, Andi die Route heisst ja Saggitarius, nicht Sagitarious. Man braucht ja nicht über Anglizismen. Kommt ja vom Sternbild "Schütze". Morgen gehe ich raus klettern. Und Du?
AntwortenLöschenGruss
Dr.