Donnerstag, 3. Dezember 2009

Chile

Lieber Andi,

leider muss ich Dir Bilder aus meinem Urlaub in Chile auch hier zeigen. Ich hoffe es ist Dir im tristen Düsseldorf eine Abwechslung. Tina und ich waren ja in Patagonien und sind da rumgereist und haben Vulkane erklommen, Fleischberge bezwungen und haben Eis überquert. Eine schöne Tour in Mittelchile ist die Besteigung des Vulkan Osorno.



Eigentlich darf (sollte?) man die Tour nicht ohne Führer machen, da wir aber uns das zugetraut haben, sind wir zur Teski Hütte hochgefahren und haben uns morgens an den Wachen mit Eispickel und Eisen vorbeigeschlichen und sind da hochgeflitzt.



Auf jeden Fall gabs hier einen Sonnenbrand Nummer 1. Eigentlich verstehe ich nicht, dass Tina doch nicht Klettern mit mir gehen will, so wie sie da immer hochrennt, kann ich nicht wirklich verstehen, warum Sie Angst beim Klettern hat.




Nach einer stürmischen Besteigung des Villarica sind wir gen Süden geflogen um die ultimativen Kletterträume anzuschauen: Fitz Roy, Cerro Torre und Torres El Paine. Es wäre vermessen zu behaupt, dass wir da hochkönnten, aber so ein gewisses Kribbeln hat man da schon wenn man da unten steht, wie zum Beispiel bei Torres El Paine:



Sogar ohne die Torres im Bild steht man sprachlos da (leicht schräg das Bild, weil der Wind einen leicht neigt).

Aber der Höhepunkt der Tour war definitiv eine Inlandseisbegehung, wo besonders die Tina auch stolz sein kann. Immerhin als Miniexpedition beschrieben. Durch patagonischen Sturm über den Paso Marconi hochgeplagt, legte sich das Inlandseis plötzlich ohne Wind zu unseren Füssen. So eine Ruhe kann sich nicht vorstellen, dass muss man erlebt haben.



Nach erholsamen Nacht unter dem Cerro Torre (wie kommt man da hoch??? unglaublich, die Kälte, der Wind und die Schwierigkeit) haben wir kurz mal Weihnachtsgefühle gehabt. Der Tag war ein tolles Geschenk für uns.



Urlaub ist prima. Von den unzähligen Blicken auf Fitz Roy oder vom leckeren Essen ganz zu schweigen. Andi, wir müssen noch etwas besser werden, wenn wir da hinfahren wollen. Ausserdem fahre ich am WE (also morgen) wieder mal Kochel um solche Traume irgendwann doch in die Realität umzusetzen...

Sonntag, 4. Oktober 2009

Karkopf - Knöpflerband


Hallo Angsthase,

hier mal eine Tour mit Tina, um Dir zu schreiben, was man alles machen kann, wenn man eine aktive Freundin hat und man in der Nähe zu den Alpen wohnt...

Am Wochenende waren wir in Telfs und haben am Karkopf eine der leichteren Touren gemacht: Das Knöpflerband. Ich wusste erst nicht, ob Tina die Tour so in der angegebenen Länge (UIAA 4; 26 SL) machen will/kann, aber wir haben es halt mal probiert.
Mit dem Auto nach Strassberg und dem niederen Munde Steig Richtung Einstieg. Nach links ab, und durch ein Bettbett hoch zum Einsteig rechts von einer markanten gelben Felsfärbung. Der Weg geht anfangs durch steile Bachbette hinauf auf ein markantes Band. Im mittleren Teil der Tour sind nur leichtere SL zu finden, die wir meist frei gingen und eine Seillänge nach der anderen machen konnten. Dann geht es einen letzten Aufschwung hoch zum Ostgrat. Um 1600 waren wir am Ausstieg mit einem wunderbaren Ausblick über das Sellrain, Stubai und Zillertal nach Süden. Der Hunger trieb uns am Alplhaus vorbei nach Strassberg, wo es den besten Kaiserschmarrn gibt... .

Zwischendrin hat der Andi (Angsthase) auch mal grimmig runtergeschaut (Guckst Du die Wolken....), denn gleich um die Ecke gäbe es auch Touren am Karkopf für uns im unteren 7. Grad!

Insgesamt nette Kletterei bei Traumwetter, Haken oft wohl eher zu Orientierung, als zur Sicherung. Topo zum Bsp. unter Climbers-Paradise.com

Sonntag, 27. September 2009

Zugspitze Jubiläumsgrat


Gestern (26.09.) habe ich mal den Jubliläumsgrat an der Zugspitze gemacht. Dem Jubiläumsgrat gehts mystisches voraus. Viele sagen, das er verdammt hart. Als kleines Trüppchen (Stefan, Olov, Steffen & Heinz) sind wir dann mit der Personalbahn um 0730 mit der Bahn ab dem Eibsee hochgefahren. War sehr schön, oben eitel Sonneschein, während Garmisch noch unterm Hochnebel war. Oben haben wir uns dann einen Helm aufgesetzt und einen Gurt umgeschnallt und sind losgelaufen. Das Panorama war äusserst beeindruckend und es ging mit leichter Kletterei zügig über den ausgesetzten Grat. Das Panorama ist sehr beeindruckend. Ja, sonst kann man nicht viel sagen. Olov und ich sind zur Übereinstimmung gekommen, dass man alle Drahtseile, bis auf eines vielleicht rausnehmen sollte (Klettersteigset hatten wir dabei aber nicht benutzt). Die Tour würde viel an Charakter gewinnen. Wäre im Winter halt dann wesentlich härter, aber immer Sommer nicht wesentlich schwerer. Ohne zu hasten und mit einer halben Stunde Pause auf der Alpspitze haben wir 7 Stunden über die Alpspitze zur Osterfelderkopfbahn gebraucht. Alles in allem wurde die Härte der Tour entmystifiziert, aber sicher nicht die Schönheit, der Ausblick und die Atmossphäre auf dem Grat waren echt schön!

Empfehlenswert!






Freitag, 18. September 2009

Letzte Woche war der Angsthase wieder da. Mit ihm auch wieder zweifelhaftes Wetter. Bevor ich was über die Tour schreibe, muss ich noch klarstellen, dass ich wohl nur der Dr. bin weil ich mich etwas intelligenter bewege. Es gibt da zwei Beispiele, die das eindruckvoll belegen: Zum einen die Sache mit den Schuhe. Der Angsthase und ich habe ja die Motörhead am Grimsel gemacht, der Abstieg ist unproblematisch. Aber wenn man wie der Angsthase 2 Nummern zu grosse Sneakers ohne Profil anhat, wird das oft zur eigenen Tour. Dann noch die Sache mit dem MTB Marathon in O'gau mit einem 29er Hardtail mit Starrgabel und entspannten 9 (!) Gängen. Da wird er schon mal während des Rennens gefragt, warum er sich das antut. Leider weiss er da auch keine Antwort drauf. Deswegen bin ich wohl der Dr. einfach weil ich mich intelligenter, nein besser: wie jeder andere verhalte. Ja und der Angsthase heißt ja ausserdem Angsthase weil er ja so getauft wurde und weil man den Namen ja meist nicht aussuchen, ja geschweige ändern kann.

Auf jeden Fall waren wie letzten Sa auf dem Geiselstein in den Ammergauer Alpen. Ein wunderschöner Berg, morgens war er auch noch nicht von Wolken eingehüllt. Die erste Dummheit früh am morgen war, dass wir gewartet haben bis der Bäcker in Wolfratshausen aufmacht, dass wir gemütlich frühstücken konnten, die zweite war dann dass wir vom tristen Wetter wussten, aber trotzdem eine der länsten Routen am Geiselstein ausgesucht haben (Herbstwind; 7-). Wir sind nach Halblech und mit den Räder zum Wankerfleck hochgeradelt, bis unter die Nordwand. Dann den Wanderweg hoch Richtung Einstieg. Weiter oben geht ein Trampelpfad zum Einstieg, der recht gut zu finden ist. Schnell umgezogen und kurz nach 12 in die Wand. 1 SL geht über ein Band halb links hoch zum eigentlich ersten Stand. Die 2 SL führt senkrecht über markante Wasserillen hoch zum Stand. Ich dachte hier schon, dass es heute nix wird. Wand war noch noch nass und die Hände verdammt kalt. Absicherund war ok, wenngleich nicht so plaisir. 3 SL geht über das Pfarrer Geiger Band zum höchsten Punkt auf dem Band. Von dort aus die 4 SL in einer Verschneidung und anschliessen über Wasserrillen zum Stand. Wunderschöne SL, plötzlich war der Fels trocken und wesentlich enger gebohrt. 5 SL geht auf einen Aufschwung links auf die Felsrippe des NO Grats, unnatürliche Linie, aber sicher eine spektakuläre Variante. 6 SL geht halbrechts zu einer weit sichtbaren Wasserrille. Da sind paar Routen, so aber die Herbstwind ist durch rote Schlaufen markiert. Dort geht es eine gut abgebohrte Wasserrille hoch (7SL). Respekt vor dem Angsthasen, das war ne wackelige Sache.



Die 8 SL ist lustige Kletterei in Handtellergrossen Löchern und wenn man länger sucht, findet man auch eines das man gut greifen kann (7+8 SL kann in einem gegangen werden). Schon von unten hat man den markanten 6er Kamin gesehen, der die 9 SL darstellt. Ich muss zugeben, dass ich das nicht so mag und ganz froh war das der Angsthase den gemacht hat. Andi hat sich hier prima hochgeschoben und ich bin habe mich dann hinterhergedrückt. Fand ich die härteste Länge der Tour. 10 SL ging über einen kurzen Aufschwung zwischen 2 Felszacken. Von dort ab in die 11+12 SL (mit 60m Seil kein Problem) mit einem wunderschönen Aufschwung zu Beginn. Die 13 SL hat die Schlüsselstelle, die eigentlich nicht die logische Linie ist. Wir haben die rechtsrum gemacht, was logischer ist. Vielleicht wollte die Route halt als 7- bewerten? Ich weiss es nicht. Uns war es egal, es hat schon angefangen zu tröpfeln und die 14 SL, hat es schon geregnet. War aber nicht schlimm, weil wir dann oben auf dem Vorgipfel waren. Noch schnell zu Gipfel was gefuttert und um 18.00 abgestiegen. Abstieg war im Nebel und Regen nicht so klar. Wir sind dann die Rinne NW-seitig vom Vorgipfel runter, was den Normalweg darstellt (stand zumindest unten). Ich habe unten dann auf Andi gewartet, weil sich der Angsthase abgeseilt hat. Grund ist oben zu lesen unter Schuhproblematik (diesmal aber mit Profil...). Insgesamt sehr schoene Tour. Sehr lohnenswert und sicher eine gute Alternative zu den leichteren Touren am Geiselstein.
Im Nieselregen und mit letztem Tageslicht zu Auto. Am nächsten Tag in Oberammergau einen MTB Marathon gefahren. Das Klettern war sicher nicht die beste Vorbereitung, aber ich will ja nicht jammern.
Andi ist dann wieder ins Rheinland abgefahren. Ich war seitdem letzter Woche 2mal in Kochel, ist ja nicht weit :-) Gell Andi!?!

Topo Geiselstein Herbstwind unter:
http://www.walter-hoelzler.de/topos.php?e=30511&r=3478&oi=


Dienstag, 15. September 2009

Der Anfang: Klettern aus der Kinderperspektive...

Dass heute jeder Hans und Franz seine Memoiren in einem Blog veröffentlichen muss, versteht sich von selbst. Aber warum heißt dieser, wie er heißt? Und worum geht es hier? Nun, die Geschichte beginnt so... 

Ende Juli waren Stefan und ich aufgebrochen, um uns ein paar weitere Sporen in der alpinen Kletterei zu verdienen. Nachdem wir voller Stolz erst die Touren "Sagitarious" und "Motörhead" am Grimsel in den Urner Alpen / Schweiz bewältigt hatten, flohen wir vor Regen und Gewitter auf die Ravensburger Hütte im Lechquellgebirge / Österreich, von wo aus wir die Nordkante der Roggalspitze in Angriff nehmen wollten. 

Einen ganzen Tag ohne Kletterei hinter uns - erst im Auto und später auf dem MTB hoch zur Hütte -, mussten wir vor Einbruch der Dunkelheit wenigstens noch einmal den Kalk vor Ort vorfühlen und begaben uns an den direkt neben der Hütte gelegenen Klettergarten. Angelockt vom Geklimmper unserer Expressen sowie der für alle Nicht-Kletterer immer beeindruckend wirkenden weiteren Ausrüstung wie Seil, Gurt und Helm folgten uns ein paar Kinder, die mit ihren Eltern auf der (platzmäßig wirklich großzügigen) Hütte Station machten. Nicht weit vom Klettergarten entfernt nahmen sie Platz auf einem Fels und beobachteten unser Treiben mit großer Aufmerksamkeit, begleitet von unüberhörbaren Kommentaren. 

Stefan war keine fünf Minuten am Fels, da begannen sich die Kinder zu fragen, warum wohl nur einer von uns klettern war. Es dauerte nicht lange, bis ihnen der Grund klar wurde. Der, der da unten stand, konnte nichts anderes als eine Angsthase sein. Dieses Urteil war natürlich schlichtweg falsch! Im Gegenteil, es gehört viel Mut (oder war es Leichtsinn?!) dazu, sich trotz schlechter Ausrüstung jeder Herausforderung zu stellen (z.B. mit abgelaufenen Sneakers in Geröll- oder Schneefeldern abzusteigen....). Aber das konnten die Kinder ja nicht wissen, und selbst wenn, es hielt sie alles nicht davon ab, diese Erkenntnis ihrer gesamten Umgebung in der für heitere Kinder so typischen Lautstärke mitzuteilen. 

Nicht nur die Kinder waren gut drauf, auch Stefan war mehr als amüsiert. So kam es also, dass ich trotz meiner stattlichen Körpergröße von 1,98m und einer einem Bären gleichen mentalen Stärke in unserer Seilschaft heute nur noch als Angsthase bekannt bin. Und weil dieser Vorfall längst nicht das einzig Lustige ist, sondern unsere Touren und Kletter-Abenteuer einfach insgesamt toll sind, haben wir beschlossen, die gesamte Welt ab jetzt daran Teil haben zu lassen!

Ach ja, der "Dr." im Blog-Titel ist der Bescheidenheit Stefans geschuldet, der mich bei jedem unserer Ausflüge mindestens einmal pro halbe Stunde über die Vorzüge seines akademischen Titels, sein im Betrag höher als alle von uns je erklommenen Gipfel (zusammen...) liegendes Gehalt sowie seiner bisherigen und natürlich noch anstehenden Verdienste für seinen Arbeitgeber informiert. Als vergleichsweise minderbemittelter PR-Berater hört man so etwas natürlich gerne.


Zum Glück gibt es in diesem Universum ausgleichende Gerechtigkeit und deshalb zeigt sich Dr. Jenewein häufig sehr großzügig und wird die psychische Belastung eines Spitznamens wie Angsthase durch ein hart erarbeitetes "Hut ab, .... hätt' ich nicht gedacht!" aufgelöst. Also: Kalk, Granit und Basalt bricht, aber unsere Seilschaft nicht. Ich bin schon jetzt auf unsere nächsten Touren gespannt.